Die TOP 5 Fehler beim Einsatz von ChatGPT als Anwalt oder Anwältin.
- michaelschelske
- 17. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
ChatGPT ist in aller Munde. Zu Recht.
Womöglich haben Sie bereits eine Mail an einen lästigen Gegner oder Mandanten per ChatGPT formulieren lassen.
Die künstliche Intelligenz (KI), insbesondere Sprachmodelle wie ChatGPT, bieten enorme Potenziale für die Rechtsbranche. Sie können bei der Recherche, der Erstellung von Entwürfen, der Dokumentenanalyse und vielem mehr helfen. Doch trotz ihrer Vielseitigkeit gibt es einige grundlegende Fehler, die Anwälte und Anwältinnen beim Einsatz von ChatGPT machen können. Diese Fehler können nicht nur ineffizient sein, sondern auch rechtliche und ethische Risiken bergen. In diesem Beitrag beleuchten wir die fünf häufigsten Fehler und geben Tipps, wie man diese vermeidet.
1. Vertrauen auf fehlerhafte rechtliche Informationen
Einer der größten Fehler beim Einsatz von ChatGPT als Anwalt oder Anwältin ist das blinde Vertrauen auf die von der KI gelieferten rechtlichen Informationen. Zwar kann ChatGPT eine schnelle Antwort auf eine rechtliche Frage liefern oder allgemeine Informationen zu einem Thema geben, jedoch ist die Qualität und Genauigkeit der gelieferten Antworten nicht immer garantiert.
ChatGPT basiert auf Texten, die bis zum letzten Trainingsdatum (meistens 2021) verfügbar waren, und hat keine Möglichkeit, aktuelle Rechtsentwicklungen oder neue Gerichtsurteile zu berücksichtigen. Es kann auch keine verbindliche rechtliche Beratung erteilen oder die spezifischen Umstände eines Falles berücksichtigen.
Fehler vermeiden: Verwenden Sie ChatGPT als ergänzendes Werkzeug, aber verifizieren Sie alle rechtlichen Informationen immer durch verlässliche Quellen wie Gesetze, Verordnungen und aktuelle Rechtsprechung. Achten Sie darauf, dass Sie die finale rechtliche Beratung selbst oder durch qualifizierte Kollegen erbringen.
2. Unzureichende Kontrolle der generierten Inhalte
Obwohl ChatGPT in der Lage ist, gut formulierte Texte zu erstellen, können die generierten Inhalte in der Praxis ungenau oder unvollständig sein. Besonders bei komplexen rechtlichen Themen kann die KI wesentliche Details übersehen oder eine falsche Interpretation der rechtlichen Situation liefern.
Fehler vermeiden: Anwälte sollten stets den generierten Text überprüfen und an die spezifischen Anforderungen des Falls anpassen. Es empfiehlt sich, den Entwurf durch eigene Fachkenntnis zu validieren und gegebenenfalls Experten hinzuzuziehen.
3. Ignorieren von Datenschutz und Vertraulichkeit
Als Anwalt oder Anwältin sind Sie verpflichtet, die Vertraulichkeit Ihrer Mandanten zu wahren. Bei der Nutzung von ChatGPT könnte es jedoch zu ungewollten Datenlecks kommen, wenn sensible Informationen ohne ausreichende Vorsicht in die KI eingegeben werden. Besonders wenn die KI-Dienste auf Servern in verschiedenen Ländern laufen, können auch Datenschutzrisiken entstehen.
Fehler vermeiden: Geben Sie niemals vertrauliche oder personenbezogene Daten eines Mandanten in ChatGPT oder andere KI-Systeme ein. Nutzen Sie stattdessen sichere, speziell für den Rechtssektor entwickelte Tools, die den Datenschutzanforderungen entsprechen.
4. Fehlende Berücksichtigung der ethischen Verantwortung
Als Anwalt oder Anwältin haben Sie nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine ethische Verantwortung gegenüber Ihren Mandanten und der Gesellschaft. Der Einsatz von ChatGPT kann diese Verantwortung gefährden, wenn etwa KI-generierte Inhalte dazu verwendet werden, irreführende Informationen zu verbreiten oder den Anschein zu erwecken, dass die KI selbst eine rechtliche Beratung durchgeführt hat.
Fehler vermeiden: Achten Sie darauf, dass der Einsatz von ChatGPT transparent und im Einklang mit den ethischen Standards der Anwaltschaft erfolgt. Stellen Sie sicher, dass der Mandant immer weiß, dass die KI lediglich als Unterstützung dient und keine rechtliche Beratung ersetzen kann.
5. Übermäßiger Einsatz von KI ohne menschliche Überprüfung
Ein weiterer Fehler, den viele Anwälte machen, ist der übermäßige Einsatz von ChatGPT ohne ausreichende menschliche Überprüfung. Während KI-Tools sehr effizient sein können, sind sie nicht in der Lage, komplexe rechtliche Nuancen, die auf individuellen Umständen basieren, korrekt zu bewerten. Ein Vertragstext oder eine rechtliche Analyse könnte durch die KI gut strukturiert werden, aber ohne menschliche Expertise fehlen oft die entscheidenden Detailkorrekturen.
Fehler vermeiden: Setzen Sie ChatGPT gezielt als Hilfsmittel für bestimmte Aufgaben ein, etwa beim Erstellen von Entwürfen oder beim Recherchieren von Rechtsprechung. Die abschließende Prüfung und Anpassung sollte immer von einem Anwalt oder einer Anwältin vorgenommen werden.
Fazit
ChatGPT und ähnliche KI-Tools bieten viele Chancen, den Arbeitsalltag von Anwälten und Anwältinnen zu erleichtern. Dennoch sollten diese Tools nicht als Ersatz für die professionelle Expertise betrachtet werden. Um die Vorteile der KI zu nutzen, ohne sich auf sie zu verlassen, ist es wichtig, die oben genannten Fehler zu vermeiden. Verwenden Sie ChatGPT als Unterstützung, aber behalten Sie stets die Kontrolle und Verantwortung über die rechtlichen Entscheidungen und die Qualität der Arbeit, die Sie für Ihre Mandanten erbringen.
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